Home UnterwegsFlowertalk Flowertalk || “Aus einem Keimling wächst ein nachhaltiges Unternehmen”: Karla zeigt uns ihr Blumenbusiness

Flowertalk || “Aus einem Keimling wächst ein nachhaltiges Unternehmen”: Karla zeigt uns ihr Blumenbusiness

by twobalconies

In unserer neuen Interviewreihe “Flowertalk” sprechen wir über das Gründen, das Arbeiten mit und für Pflanzen und über nachhaltige Konzepte. Den Anfang macht Karla von dida.seeds, einem Onlineshop für nachhaltiges Gärtnern. Sie erzählt uns von ihrem ersten Gründungsjahr im Blumenbusiness, warum Knopfkraut ihr Liebling ist und Anfänger-Tipps rund um den blühenden Balkon gibt es obendrauf!

Was hast du vor deiner Selbstständigkeit gemacht?

Ich habe Kulturwissenschaften studiert und arbeitete als Galerie-Managerin einer zeitgenössischen Berliner Kunstgalerie.

Viele besitzen den Traum, sich selbstständig zu machen. Wie hast du den Mut gefunden? Wer hat dich unterstützt?

Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und hatte schon immer den Wunsch, mein eigenes Unternehmen zu führen. 2020 ergriff ich meine Chance, diesen langersehnten Wunsch in die Tat umzusetzen. Da sich durch die Pandemie meine Stelle in der Galerie aufgelöst hatte, wollte ich daraus etwas Positives schaffen und habe mich selbstständig gemacht. Den Mut dazu gefunden habe ich vor allen Dingen durch den Zuspruch meines Partners, meiner Familie und meiner FreundInnen. Dank all diesen warmherzigen Menschen wächst aus dem Keimling dida mein kleines nachhaltiges Unternehmen Tag für Tag ein Stückchen mehr. Hier haben wirklich alle mitgewirkt – und tun es noch (Danke für eure Geduld mit mir!).

Nachhaltiges Gärtnern ist das Credo von dida.seeds. In ihrem Onlineshop finden sich nur samenfeste Sorten. (© Alina Koschnike)

Was würdest du Leuten raten, die sich selbstständig machen wollen?

Trau dich! Gehe einen Schritt nach dem anderen und lasse dich von den vielen Fragezeichen am Anfang nicht einschüchtern. Wenn eine Gründung ein zu großes Risiko bedeutet, könnte ein langsames Gründen eine Option sein. Das kann zum Beispiel bedeuten, zunächst im ursprünglichen Berufsfeld zu bleiben und parallel nebenberuflich zu gründen, um ein gesichertes Einkommen zu haben. Außerdem kann ich das Vernetzen nur ans Herz legen! Es ist unheimlich wertvoll, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu merken: Ich bin nicht allein mit meinen Fragen und jemand anderes hat vielleicht schon die Antwort darauf gefunden.

Wie bist du dabei vorgegangen? Hast du einen Businessplan erstellt?

Ja, ich habe einen Businessplan für dida erstellt. Das war sehr hilfreich und ich kann es nur empfehlen, da es die Geschäftsidee greifbarer macht und mit konkreten Zahlen untermauert, wie sich das Geschäftsmodell entwickeln kann. Außerdem habe ich eine Berufsberatung in Anspruch genommen, bei der ich mich in relevante Gründungsbereiche eingearbeitet habe und viel Wissen gewinnen konnte.

Entwirfst du dein Design für dida.seeds selbst?

Da ich am liebsten mit anderen zusammenarbeite, entwerfe ich mein Design nicht allein: Die dida Blumenzeichnungen entwirft Nicola Violano (@nicola.violano) in Handarbeit. Mein Logo sowie meine Website habe ich selbst entworfen.

Alles wird bei dida.seeds selbstgemacht: vom Design bis zur Auswahl der Samen und Blumenzwiebeln.

Wann hattest du die Idee dich mit einem Onlineshop für nachhaltiges Gärtnern selbstständig zu machen?

Ich hatte das Glück, meinen grünen Daumen von meinem Großvater vererbt zu haben (der übrigens namensgebend war – „Dida“ bedeutet auf Kroatisch „Opa, Großvater“). Er war Gärtner und Förster und hatte mich als Kind bereits für die Natur begeistern können. Da ich mich mitten in einer Pandemie selbstständig gemacht habe, war für mich klar, dass mein Geschäftsmodell ein Onlineshop werden würde, über den ich ortsungebunden bin und zugleich viele KundInnen erreichen kann.

Arbeitest du alleine oder im Team an deinem Projekt?

Zwar habe ich dida allein gegründet – ohne all die Unterstützung meiner Liebsten wäre es aber nie das geworden, was es ist. Teil des dida Teams sind daher unser Designer Nicola, den mir meine beste Freundin empfohlen hat und unsere Fotografin, meine Freundin Alina Koschnike (@alinakapunkt). Beim Siebdrucken der Tütchen unterstützt mich mein Partner tatkräftig. Außerdem finde ich Kollaborationen super und tue mich gerne mit anderen nachhaltigen Labels zusammen – wie zum Beispiel mit dem Design Label einer Freundin @fishnest_.

So sieht ein Markttag bei dida.seeds aus. Nicht nur im Onlineshop: Ihre Produkte findet man in vielen kleinen Läden.

In deinem Onlineshop verkaufst du Dinge rund um das nachhaltige Gärtnern, warum gerade das?

Mir war von vornherein klar, dass Nachhaltigkeit im Zentrum meines Unternehmens stehen sollte, da es mir persönlich wichtig ist. Mit dida möchte ich einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck hinterlassen, weswegen ich ausschließlich zertifiziert ökologisches Saatgut und zertifiziert ökologische Blumenzwiebeln in nachhaltiger Verpackung aus 100% recyceltem Papier anbiete. Dass ich ausgerechnet nachhaltige Gartenprodukte anbiete, liegt daran, dass ich schadstofffreies Gärtnern mit Blumen zugänglicher machen möchte: Es wirkt sich im Bereich der Blumen genauso wie im Bereich Obst und Gemüse positiv auf unser Grundwasser, die Böden und Insekten aus und bietet neuen wertvollen Lebensraum für letztere, die seit Jahrzehnten im starken Rückgang sind.

Welche Personen inspirieren dich?

Inspiration finde ich bei Gärtnerinnen und Gärtnern die sich trauen einen wilden Naturgarten zu halten, zahlreiche wunderbare InstagrammerInnen die eine tolle digitale Gartengemeinschaft formen, bei Piet Oudolf und bei Monty Don auf Gardeners’ World (BBC), um nur einige zu nennen.

Wo gärtnerst du?

Derzeit auf unseren beiden Balkongärten – wir haben das Glück einen Nord- und einen Südseitenbalkon zu haben. Noch bin ich auf der Suche nach einer Anbaufläche für den dida Garten – bei Tipps im Raum Berlin, immer gerne her damit!

Verrätst du uns dein liebstes Gartenbuch?

Da fällt mir die Entscheidung schwer. Ein Liebling ist auf jeden Fall ”Ein Garten” von Alma De L’Aigle!

Hast du einen guten Anbautipp für uns?

Ich bin Fan von „Un“-Kraut: Da habe ich mein Glück letzten Sommer mit dem Knopfkraut/Franzosenkraut probiert und bei einer Freundin, die es als Unkraut bekämpft hat ein Büschel mit Wurzeln mitgenommen. Es blühte noch bis spät in den Winter hinein und ich werde es diese Gartensaison auf jeden Fall vermehren! Außerdem ist es nicht nur hübsch – man kann es auch essen oder als Tee zubereiten.

Karlas Anfängertipp: Mit der pflegeleichten Kapuzinerkresse blüht es auf jedem Balkon.

Für die Anfänger, was gelingt garantiert? Welche Blumen empfiehlst du?

Ich empfehle die pflegeleichte Kapuzinerkresse: Sie wächst sowohl auf dem Balkon als auch im Garten wunderbar, gedeiht im dicksten Schatten und an sonnigen Standorten – ein absoluter Favorit unter den essbaren Blüten!

Hast du denn Blumen-Lieblinge?

Da habe ich viele. Zum Beispiel Jungfer im Grünen, Lavendel der mich an die Küste Kroatiens erinnert und Hasenschwanzgras (Samtgras).

dida.seeds möchte Berlin noch grüner machen. In Kooperation mit dem plantAge Verein e.V. Berlin entsteht bald ein Wildblumenrasen. (© Alina Koschnike)

Verrätst du uns deine Vision?

Für dida habe ich viele spannende Projekte für die Zukunft geplant: Als Nächstes steht das Anlegen einer Wildblumenrasen mit unserem Bio-Saatgut in Kooperation mit dem bioveganen plantAge Verein e.V. in Berlin an. Wer möchte wird sich dafür anmelden können und mit uns einen Wildblumenrasen als neuen Lebensraum für Insekten aussäen können. Überhaupt geht meine Vision genau dorthin: zu vielen spannenden Kooperations-Projekten in Zusammenarbeit mit der grünen Stadt Berlin und ihren BewohnerInnen.

Vielen Dank liebe Karla für das schöne Interview!

Die Bilder wurden uns von Karla bereitgestellt.

Titelbild © Alina Koschnike


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